Polier (m/w/d) Tiefbau/Umwelttechnik/Deponiebau
Köster GmbHMülheim, Trier
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Köster GmbHMülheim Ruhr
Polier Tiefbau Jobs und Stellenangebote
Der erste Tag auf der Baustelle. Feuchtigkeit hängt in der Luft, irgendwo quietscht ein Radlader, und zwischen Neonwesten und plattgetretenen Pfützen schiebt sich jemand mit entschlossener Miene durchs Gewusel: der Polier, beziehungsweise die Polierin. Für Außenstehende mag der Unterschied zu anderen Führungspersonen im Bau diffus erscheinen; für Einsteiger/innen und wechselwillige Bauprofis ist jedoch klar – hier wird tatsächlich gebaut und organisiert, nicht nur delegiert. Und während die Ära der Papierzettel langsam abtritt und Tablets selbst auf Matschboden Akzeptanz finden, bleibt eine Frage: Wie knackig oder zäh ist der Sprung in den Tiefbau, wenn man Polier/in werden will – oder diesen Job bewusst anpeilt?
Ich erinnere mich noch, wie ich bei meinem ersten Tunnelbauprojekt als junger Polier auf einen älteren Kollegen traf, der trocken sagte: „Hier bist du Chef bis zum nächsten Rohrbruch.“ Treffender hätte man das Wechselspiel von Anweisung und Ausnahmezustand nicht beschreiben können. Der Aufgabenbereich einer Polierin oder eines Poliers im Tiefbau ist breit – selten so schön strukturiert wie im Lehrbuch, eher ein Konglomerat aus Routine, Überraschung und permanentem Aushandeln. Mal steht ein Baustellenmeeting auf dem Plan, bei dem Bauleiter und Bauherr ihre Wünsche einbringen, während man innerlich schon einen Notfallplan für den drohenden Wasserstau schmiedet. Im nächsten Moment geht es um Schichtdienste, Materialplanung oder die Koordination der Subunternehmen. Wer glaubt, man könne sich auf stumpfe Abläufe verlassen, der hat noch nie einen Großauftrag in der Innenstadt realisieren müssen – mit Anliegern im Nacken und ständig wechselnden Wetterlagen im Kalender.
Natürlich, einen Abschluss benötigt man – meist über die Aufstiegsfortbildung zum geprüften Polier, die in der Regel nach einigen Berufsjahren als Facharbeiter/in oder Vorarbeiter/in möglich ist. Im Tiefbau kommt meist ein Mix aus beruflichen Abschlüssen, handwerklicher Erfahrung und etwa Konstruktionskenntnissen zusammen. Wichtiger (meiner Ansicht nach): Die Fähigkeit, Menschen zu führen – und zwar auch an Tagen, an denen das einzige verbindende Element der Dreck unter den Fingernägeln ist. Immer öfter tauchen neue Anforderungen auf, Stichwort Digitalisierung. Wobei, ganz ehrlich, Papierstapel und handgeführte Bautagebücher wird es wohl noch eine Generation lang geben. Aber eines merkt man: Wer offen ist für neue Technik, QR-Codes auf Rohren scannen kann und bei Geoinformationssystemen nicht gleich kapituliert, wird auf Sicht eher gefragt sein als Kolleg/innen, die das Technikhandschuhfach zugeschweißt halten.
Das liebe Geld – ein Thema, das selten so offen verhandelt wird, wie es eigentlich nötig wäre. Als Berufseinsteiger/in im Tiefbau startet man häufig bei Gehältern, die sich regional und nach Größe des Bauunternehmens teils deutlich unterscheiden. Woran sich viele zunächst gewöhnen müssen: Im Süden, besonders in Ballungszentren oder Großprojekten, springt oft mehr heraus als im ländlichen Raum im Osten. Die Spanne ist enorm – mit Einstiegsbruttolöhnen ab etwa 3.200 €, manchmal schneller steigend, wenn man Spezialkenntnisse oder Personalverantwortung mitbringt (und klug verhandelt). Wer beim Thema Gehalt gerne Tacheles redet, sollte sich nicht scheuen, nach automatisierten Zuschlägen, Wochenendarbeit oder Auslöse zu fragen – viele wissen anfangs nicht, dass Zusatzleistungen einen erheblichen Anteil haben können. Gleichzeitig sollte man das alte Märchen vom „goldenen Bauhelm“ kritisch sehen: Wer dauerhaft mit 70-Stunden-Wochen rechnet, zahlt gesundheitlich drauf – gerne mal schneller als gedacht.
Will man als Polier/in weiterkommen, ist Durchlässigkeit das Stichwort: Es gibt Wege ins Bauleiterbüro, ebenso wie den Schritt in Richtung Spezialtiefbau oder Logistik. Manche wechseln nach Jahren ins technische Büro, andere steigen auf zum Oberpolier oder sogar Betriebsleiter – sofern man nicht irgendwann merkt, dass einem der Wecker um halb fünf morgens das Leben einfach nicht mehr wert ist. Der entscheidende Vorteil: Wer im Tiefbau geführt hat, dem steht gewerkeübergreifend einiges offen. Die Kehrseite – ehrlich sollte man auch das aussprechen: Die Erwartungen wachsen. Weiterbildung ist kein Selbstzweck, sondern ständige Notwendigkeit – vom neuen Schalungssystem bis zur Umweltauflage der Kommune. Wer stehen bleibt, steht irgendwann im Regen, und zwar ohne Dach, manchmal sogar ohne Gummistiefel.
Wer heute als Polier/in in den Tiefbau startet, findet einen paradoxen Markt: Einerseits enorme Nachfrage, weil Bauunternehmen landauf, landab nach Fachkräften suchen – andererseits hohe Erwartungen an Flexibilität, Mobilität und Lernfreude. Wer sich im urbanen Umfeld umsieht, merkt schnell: Neue Technologien, 3D-Bauplanung, GPS-gesteuerte Bagger und softwaregestützte Bauabläufe machen nicht nur den Alltag effizienter, sondern erhöhen auch die Anforderungen an Mitdenkende und Mitmacher. Trotz aller Zeitenwende bleibt eines unverändert: Das Spannungsfeld zwischen Baustelle und Privatleben ist nicht kleiner geworden. Vieles hängt am Unternehmen selbst. Manchmal sind es die familiären Kleinstbetriebe, die überraschend flexible Termine ermöglichen. In Großkonzernen wiederum winken strukturierte Schichtsysteme – aber ein „Gesicht“ verliert man leichter zwischen den Zahlenkolonnen. Ein beruhigender Gedanke: Wer lernen will, auf sich zu achten und geschickt zu verhandeln, schafft auch als Polier/in im Tiefbau eine Balance, die (meist) nicht gänzlich zu Lasten des eigenen Lebens führt. Leicht wird es selten, aber genau das hat seinen eigenen Reiz. (Oder bin ich da zu romantisch eingestellt?)