Studiengangsleiter:in Nachhaltige Energiesysteme MSc
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Energiesysteme Jobs und Stellenangebote
Morgens um sieben auf dem Gelände der Stadtwerke. Die Sonne steht noch tief, und der Digitalanzeiger am Werkstor behauptet, es seien schon 14 Grad – aber gefühlt ist alles noch eher träge. Wenn ich Kollegen treffe, die schon ewig im Geschäft sind, kommt oft der gleiche Spruch: „Früher war das alles einfacher.“ Stimmt vielleicht. Oder vielleicht auch nicht – je nachdem, wie man auf diese Welt von Energiesystemen blickt. Wer heute hier startet, hat ein ordentliches Stück Neuland vor sich. Viel Technik, große Verantwortung, halbklare Zukunft. Aber ist der Einstieg in die Branche nun Königsweg zur krisensicheren Karriere – oder bloß ein riskanter Seitensprung? Ich versuche, das Bild etwas differenzierter zu zeichnen. Nicht alles, was sich Klimagewinn nennt, ist ein Selbstläufer. Und ganz ehrlich: Ich habe selten so viel Unsicherheit, aber auch so viel Neugier gesehen wie derzeit unter Berufseinsteigern oder wechselbereiten Fachkräften.
Wer an Energiesysteme denkt, bleibt oft beim Offensichtlichen hängen: Strom, Gas, vielleicht noch ein paar Solarpanels auf dem Dach. In Wirklichkeit reicht die Palette von der energetischen Sanierung alter Schulhäuser bis zur Planung vernetzter Speicheranlagen, von smarten Messsystemen im Keller bis zur Störungsbeseitigung an der Windkraftanlage. Mal steht man mit Sicherheitsschuhen zwischen brummenden Leitungen, mal sitzt man mit Stirnrunzeln vor einem Netzwerkprotokoll. Es gibt Tage, da ist man quasi der Hausarzt der Energieversorgung – und an anderen eher Feuerwehr. Aber was viele unterschätzen: Die echten Herausforderungen spielen sich oft hinter den Kulissen ab. Wie soll Energie lokal und intelligent verteilt werden, wenn das Netz an seine Grenzen kommt? Wer hält den Überblick, wenn auf einmal alles digital, automatisiert, vernetzt wird? Es sind diese hybriden Arbeitsfelder, die den Reiz ausmachen – aber eben auch eine gewisse Unplanbarkeit mit sich bringen. Manche können davon ein Lied singen.
Die Zeiten, in denen ein solides Elektrikerwissen reichte, sind (leider? zum Glück?) vorbei. Heute zählt ein Misch-Masch aus technischem Wissen, Prozessverständnis und – ja, das klingt abgedroschen – soft skills. Wer im Team schraubt, muss oft genauso gut erklären wie löten können. Da gibt es die guten alten Routinen: messen, schalten, prüfen. Aber eben auch diesen stetig wachsenden Digitalteil, neue Normen, ein Nebeneinander aus Alt und Neu. Mir ist aufgefallen: Die spannendsten Leute hier sind selten die, die jede DIN im Kopf haben – sondern eher jene, die Fragen stellen, Dinge hinterfragen, lernoffen und improvisationsfähig bleiben. Wortkarg im Kundengespräch? Schwierig. Beratungsresistent bei der Fehlersuche? Noch schwieriger. Es geht darum, Theorie und Praxis zu verkuppeln, mal alte Lösungen zu biegen, ohne sie zu zerbrechen. Und, ganz ehrlich, manchmal auch darum, Nerven zu behalten, wenn’s plötzlich hektisch wird. Wer das kann, kommt hier besser durch als mancher Technik-Papst.
Jetzt zum Tabuthema: das Gehalt. Kaum einer spricht offen darüber – dabei ist es der Elefant im Raum, gerade für Einsteiger und Wechselwillige. Die Bandbreite ist groß. Wer in großen Versorgerunternehmen oder bei spezialisierten Dienstleistern anheuert, kann deutlich besser verdienen als bei kleinen, kommunalen Betrieben – sofern man die entsprechenden Qualifikationen mitbringt. Regionen spielen eine Rolle: Der Süden zahlt oft besser (kein Wunder bei der Dichte an Industriekunden); im Osten kann’s dagegen sparsamer zugehen, aber auch die Lebenshaltungskosten lassen sich kaum wegdiskutieren. Einsteiger steigen meist zwischen 3.000 € und 3.700 € brutto ein (ja, es gibt Ausreißer nach oben, aber die sind selten erreichbar ohne Zusatzverantwortung oder Spezialkenntnisse). Mit Erfahrung, Zusatzqualifikation oder Meistertitel lässt sich ordentlich aufstocken; ein Sprung auf 4.500 € oder sogar 5.000 € ist im technischen Außendienst oder in der Projektleitung durchaus machbar. Aber: Die Spreizung ist enorm, und die Tariflandschaft zerfasert zunehmend, seitdem Projekte diverser und Verträge individueller werden. Was viele unterschätzen: Es gibt durchaus attraktive Zuschläge für Schichtarbeit, Bereitschaftsdienste oder technische Sonderaufgaben. Nur redet halt kaum jemand darüber – das bleibt meist Flurfunk.
Früher reichte ein Lehrabschluss, vielleicht noch ein Meister oder ein Fachwirt – und dann flutschte die Karriere, zumindest im eigenen Betrieb. Heute weht ein anderer Wind: Wer weiterkommen will, muss nicht nur regelmäßig updaten, sondern oft auch fachlich umsatteln. Weiterbildungen in Automatisierung, Gebäudetechnik, Energiemanagement, Digitalisierung oder Projektsteuerung sind gefragter denn je. Manchmal kommt es mir so vor, als werde alle zwei Jahre ein neues Schlagwort durchs Haus getrieben – „sektorübergreifende Integration“, „smarte Quartiersversorgung“, „Künstliche Intelligenz im Netzbetrieb“ – schöne Versprechen, aber nicht immer gepaart mit echten Entwicklungschancen. Aber: Wer dranbleibt, Zusatzqualifikationen sammelt und vielleicht den Sprung ins Management wagt (Stichwort: Energie- oder Umweltmanager), kann sich sowohl praktisch als auch finanziell ganz anders aufstellen. Es gibt Nischen – etwa als Sachverständiger für Energiemanagementsysteme oder Spezialist für regenerative Speicher – die längst nicht besetzt sind. Kurioserweise scheuen viele noch das „Papierkramrisiko“. Dabei bringt Systemverständnis und Dokumentation im Ernstfall oft mehr als jedes Schraubenziehergeschick.
Sobald es um Fachkräfte geht, hört man überall das gleiche Jammern: Mangel, Lücken, goldene Zeiten für Bewerber. Ist das wirklich so? Tja, der Bedarf ist enorm gestiegen – Klimaziele, Energiewende, Neubauoffensive. Aber: Wo viel Nachfrage, da auch viel Erwartungsdruck. Unternehmen locken mit angeblicher Flexibilität, aber der Alltag bleibt nicht selten ein Balanceakt. Rufbereitschaft, Projektspitzen, technische Notfälle – das Arbeitsleben im Energiesystem ist kein Ponyhof. Und dann der gesellschaftliche Wandel: Was gestern ein Innovationsbonus war, ist heute Mindestmaß. Nachhaltigkeit, Diversität, digitale Souveränität – alles muss irgendwie „mitgedacht“ werden. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Debatten um Solardachpflicht und Wärmepumpenpflicht mehr Druck erzeugen als echte Lösungen. Aber gut, so ist eben der Zeitgeist. Wer Lust auf Weiterentwicklung hat und nicht nur Dienst nach Vorschrift will, kann hier – bei aller Komplexität – etwas bewegen. Mit klarem Kopf, ironischer Distanz zu den Modethemen und einer Prise Demut. Denn eins bleibt sicher: Energiesysteme sind Knochenarbeit mit Zukunft. Nur eben keine, bei der man sich zurücklehnen sollte.
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